Im Herbst 2020 darf ich als Fellow des Mare Balticum-Programms an der Universität Rostock tätig sein! Im Zentrum meiner Forschungstätigkeit steht dabei, dem omnipräsenten Begriff des „Narrativs“ auf den Grund zu gehen.
Die Rede vom „Narrativ“ hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Konjunktur erfahren: Das Narrativ ist nahezu omnipräsent in politischen, gesellschaftlichen und öffentlichen Debatten innerhalb und außerhalb der academia. Müller-Funk konstatierte jüngst dazu: „Narrative findet sich nahezu überall, auf der Couch des Psychoanalytikers, in den Denkfabriken der Politikberatung, im Bereich der Kulturanalyse, in der Oral History und überhaupt im Lebensalltag.“ (Müller-Funk 2019). Die Begriffskarriere vom literaturwissenschaftlichen Adjektiv zu einem politisierten und kulturanalytischen Subjektiv ist Ausgangspunkt meiner Forschungstätigkeit, die die theoretische, methodologische und empirische Analyse und Ausdifferenzierung des Konzepts zum Ziel hat. Was ist „ein Narrativ“? Was ist es im Gegensatz zum Diskurs, zur Rhetorik, zu Meinung(smache), ideologischer Manipulation oder ökonomischem Storytelling?
Das Konzept des Narrativs soll als Scharnierkonzept die Verfahren und Formen des Erzählens mit Strategien diskursiver oder kommunikativer Macht verbinden und in einen wechselseitigen Reflexionszusammenhang bringen. Inwiefern wird Macht erzählt? Und welche machtvollen Produktions-, Text- und Rezeptionsverfahren entstehen bei Erzählungen?